Das Herzogthum Lauenburg enthält 19 []Meilen und
49,475 Einwohner.
Von diesen 19 []Meilen fallen auf die 22 adeligen Güter
6 1/2 []Meilen mit 12,965 Einwohnern
Die drei Städte haben 8,172 Einwohner
Die vier Aemter 28,338 Einwohner
Es enthalten:
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Gesamtmorgen |
Herrschaftlicher
Forstgrund |
Vorwerke |
Bauernland |
Hufenzahl. |
| Amt Lauenburg |
51,751 |
5,956 |
996 |
43,942 |
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| Amt Ratzeburg |
93,780 |
16,701 |
11,112 |
- |
|
| Amt Schwarzenbek |
73,000 |
27,003 |
238 |
- |
|
| Amt Steinhorst |
37,838 |
4,038 |
3,620 |
27,466 |
|
| 22 adelige Güter mit 20 Meierhöfen |
139,682 |
- |
- |
- |
438 |
| Stadt Mölln |
8,500 |
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| Stadt Ratzeburg |
2,100 |
|
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| Stadt Lauenburg |
? |
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1857/17 - (423)
1857/17 - 424
Ueber die Vertheilung des bäuerlichen Besitzes
ist in dem lauenb. Anzeiger pro 1853 Nr. 37 folgende Tabelle
abgedruckt:

1857/17 - 424
1857/17 - 425

aus der sich Folgendes ergibt:
Die gesammte Zahl der Besitzer in Classe A ist überwiegend gegen die
Zahl der Besitzer in Classe B, jedoch nicht bedeutend (13 zu 10).
1857/17 - 425
1857/17 - 426
Im Amte Steinhorst, auch in den Gerichten
Bliestorff, Grienau, Castorff, Müssen, Niendorf a, d. Stecknitz,
Rondeshagen, Schenkenberg und Tüschenbeck ist die Zahl der Besitzer
in Classe B eine größere.
Der gesammte Hufenbesitz der Classe A verhält sich zu dem der Classe
B wie 10 zu 1.
Von der gesammten Bevölkerung des Landes bilden sämmtliche 2400
bäuerliche Grundbesitzer (die Familie zu 5 Personen) nicht ganz 1/4,
die Grundbesitzer A für sich p. p. 1/7, und die Grundbesitzer
B für
sich zwischen 1/8 und 1/9.
Wie groß das Hofland der adel. Güter ist, ist unbekannt. Als
dieselben 1814 zur Contribution herangezogen wurden, ward ihr Areal
an Aeckern und Wiesen ermittelt, dieses Areal nach dem Maaßstab
benachbarter altcontribuabler Hufen, auf eine Hufenzahl
veranschlagt, und sodann jedes Gut nach Verhältniß solcher Hufenzahl
mit der Quote einer benachbarten altcontribuablen Bauerhufe zur
Contribution angesetzt.
Dieser damals ermittelte Hufenstand der adeligen Höfe ergibt 190
Hufen.
Vergleicht man damit den Hufenstand sämmtlicher bäuerlicher
Grundbesitzer im Lande ad 1105 Hufen, so ergibt sich nach
Hufenanschlag das Verhältniß des adeligen Hoffeldes zu dem des
Bauernstandes exproximativ, wie 1 zu 7.
Es unterliegt indessen keinem Zweifel, daß die Angaben von 1814,
nach denen die adeligen Güter seither contribuirt haben, für die
gegenwärtige Zeit mindestens viel zu niedrig gegriffen sind, und
sollte der Fall eintreten, daß eine neue Steuer repartirt werden
müßte, dürfte die Gerechtigkeit es erheischen, die
Contributionscataster einer Revision zu unterziehen.
Im Herzogthum Lauenburg finden sich 12 herrschaftliche Vorwerke, von
denen indessen zwei eine Pachtung ausmachen,
1857/17 - 426
1857/17 - 427
mit einem Gesammtareal von reichlich 16,000
Morgen, oder 133 1/3 Hufen.
Diese Vorwerke sind:

(Mausklick ins Bild vergrößert die Darstellung!)
Das Vorwerk Hollenbeck ist am 9. Februar d. J. in drei Parzelen von
393 M. 22 []Ruthen, 250 M. 59 []M. und 101 Morgen mit einem Canon
von 2
LM. und zwar die Parzelen 2 und 3 ohne Gebäude
verkauft, und soll nach den Zeitungen ein Kaufgeld von 46,000
geboten sein.
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Das Amt Steinhorst groß 37,838 Morgen, oder da eine []Meile 18,750
Morgen enthält, beinahe 2 []Meilen, hat durchgängig sehr fruchtbaren
Boden und besteht zum größten Theil aus Acker- und Wiesenland; es
beträgt der Flächeninhalt:
1857/17 - 427
1857/17 - 428

oder reichlich 3/4 des Areals des ganzen Amts ist zum Ackerbau
cultivirt, und mit dem Wegfall der Teichwirtschaft und Trockenlegung
des Duvensees wird dieses Areal jährlich größer. Im nördlichen Theil
des Amts findet sich der schwerste Boden, je mehr man sich der
südlichen oder westlichen Grenze nähert, nimmt der Sandgehalt des
Bodens zu; doch ist derselbe überall noch fruchtbar und nirgends mit
Haide überzogen.
Die Oberfläche ist durchgängig flach, und es finden sich wenige
Hügel, die fast sämmtlich eine sanfte Abdachung haben.
Das Amt hat 15 Dörfer; 10 Dörfer und der Hof Steinhorst bilden das
Kirchspiel Sandesneben mit 4257 Einwohnern, wovon 2435 auf die
Pastoratparochie, 1832 auf die Compastoratparochie fallen, 3 Dörfer
das Kirchspiel Siebenbäumen mit 897 Einwohnern; die Amtsdörfer
Stubben und Duvensee sind mit fremden Kirchspielen Eichede und Nusse
vereinigt.
Es sind im Amte, außer einigen neuerdings errichteten s. g.
Brinkkäthner- und Neuanbauerstellen 418 Stellen, und zwar
92 Vollhufen von 140-200 Morgen
47 3/4 und 1/2 Hufen von 70-130 Morgen
79 1/4 Hufen und Kathen von 20-40 Morgen
200 Anbauer- und Käthnerstellen, wovon 132 unter 12 Morgen
Die Größe der Hufen ist sehr verschieden; es gibt 3 Hufen von 443,
227, 220 Morgen; die Hufen in Wentorf halten circa 200 Morgen, in
Lüchow und Linau 180 Morgen, in
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1857/17 - 429
Schürensöhlen die Halbhufen 85 Morgen, in Gr.
Klinkrade, Sandesneben, Schiphorst, Schönberg, Stubben 170 Morgen,
in Labenz 165, Duvensee 140, in Siebenbäumen 140 bis 170, und in
Boden enthalten die Halbhufen 74 Morgen. Auch das Verhältniß der
Zahl der Kleinkäthner- und Anbauerstellen zu der Hufenzahl der
größeren Stellen, variirt bedeutend für die einzelnen Dorfschaften
und beträgt ungefähr für
Gr. Klinkrade 1 : 1,61.
Siebenbäumen 1 : 1,36.
Lüchow 1 : 1,28.
Schiphorst 1 : 1,00.
Schürensöhlen 1 : 0,90.
Boden 1 : 0,75.
Schönberg und Franzdorf 1 : 0,68.
Duvensee 1 : 0,65.
Linau 1 : 0,59.
Sandesneben 1 : 0,54.
Stubben 1 : 0,54.
Labenz 1 : 0,42.
Wentorf 1 : 0,36.
Kl. Klinkrade 1 : 0,01.
Der Reichthum an Wiesenländereien ist im höchsten Grade verschieden,
er variirt von 10 bis 50 Morgen pr. Hufe. Der Betrag der
Gemeindeländereien, welche gemeinschaftlich zur Weide benutzt
werden, beträgt für das ganze Amt ca. 1450 Morgen, d. h. fast den 26
Theil des Amts.
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1857/17 - 430
Es wurden gezählt im Amte:

Außerdem wurden im Jahre 1855 gezählt 720 Ziegen, und 802
Bienenstöcke.
Die Bevölkerung, die 1781 in den Dörfern 3111, also mit den
Vorwerken damals circa 3200 betrug, betrug
1810 : 4445.
1832 : 5550.
1840 : 5740.
1845 : 5819.
1852 : 5951.
1855 : 6170 mit 1267 Familien.
Die sämmtlichen herrschaftlichen, landschaftlichen und
Amtscommunallasten des Amts betragen pro 1856:

1857/17 - 430
1857/17 - 431
Das Amt Steinhorst ist in der Verbindung mit der
Calenberger Brandcasse geblieben und betrug die Versicherungssumme
im Jahre 1854, 620,000
LM., im vorigen Jahre ist ein Theil
des Amts mit den Gebäuden aus der Calenberger Casse ausgetreten, und
in Privatversicherungsgesellschaften wieder eingetreten. Die
Mobiliarfeuerversicherungssumme des Amts Steinhorst ist im Jahre
1855 zu 570,000
LM. angegeben.
Concurse kommen im Amte Steinhorst fast gar nicht vor, seit dem
Jahre 1828 sind im Ganzen 20 großentheils sehr unbedeutende
Concursmassen und zwar meistens von eingewanderten Häuslingen und
Gewerbetreibenden beim Amte behandelt.
Die meisten Hufenstellen sind seit lange in derselben Familie und
ein eigentlicher Handel und Umsatz mit Hufen findet nicht statt. Es
sind meistens einige wenige Stellen in einigen Dörfern, die häufig
durch Kauf aus einer Hand in die andere gegangen, so z. B. eine
Stelle in Wentorf, die seit dem Jahre 1819 zehnmal verkauft ist,
zuerst für 3720
LM. und zuletzt für 8500
LM. Am
meisten Umsatz ist noch mit den kleinen Anbauer- und Käthnerstellen.
Verpachtungen von Hufen kommen nicht anders vor, als wo die Eltern
von Unmündigen beide verstorben sind. Im Jahre 1852 wurde eine
Sandesnebener Hufe von 118 Morgen auf 6 Jahre für 415
,
und
die Verpflichtung die Abgaben zu bezahlen und die Gebäude im Stande
zu halten, verpachtet, was einen Pachtschilling von ca. 5
LM.
pr. Morgen entspricht.
Die Vorwerke Steinhorst und Mühlenbrook, welche früher unmittelbar
bewirthschaftet wurden, sind gegenwärtig zum 8ten Male verpachtet.
Die erste Pachtperiode umfaßte die Verpachtung an den Amtmann Sierow
für die Zeit vom 1. Mai 1751/59, und zwar für 4543
Lüb. Cour.
incl. der Hofdienste des ganzen Amts.
Die zweite Pachtperiode umfaßte die Verpachtung an den
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1857/17 - 432
Pächter Mackeprang für die Zeit vom 1. Mai
1759/71 für 5507
incl. der Hofdienste. -
Die dritte Pachtperiode umfaßte die Verpachtung an den Lübeckschen
Amtmann Nanne von Bählendorf, der in die Mackeprangsche Pacht am 1.
Mai 1769 selbstständig eintrat, und für sich vom 1. Mai 1781/85
beide Vorwerke incl. der Dienste für 5156
übernahm. -
Mit dem 1.Mai 1785 hörten zufolge der Dienstabhandlung des Amts mit
der Herrschaft die sämmtlichen Dienste bei den Vorwerken auf. Diese
Hofdienste befaßten:
Spanntage mit 4 Pferden 3202
Spanntage mit 2 Pferden 79
Wochenhandtage 11256
Mähetage 1698 1/2
Erndtetage 1228 1/2
und wurden abgehandelt für 3012 Lüb. Cour.
Die vierte Pachtperiode umfaßte die Pacht der Vorwerke an die
Pächter Kraft und Klatte für die Zeit vom 1. Mai 1785/97 für 3200
ohne Dienste.
Die fünfte Pachtperiode betrifft die Verpachtung an Kraft allein pro
1. Mai 1797/1815 für 3720
.
Die sechste Periode umfaßte die Verpachtung an die Pächter Schulz
und Grote für die Zeit
vom 1. Mai 1815/24 für 5500

vom 1. Mai 1824/33 für 6000
.
Die siebente Verpachtung an den Pächter Grote befaßt die Zeit vom 1.
Mai 1833/51 für 6550
N2/3. zu voll, oder 7635
32
LM., in welchen Contract der Pächter Schulz am 1. Mai 1845
eintrat.
Die achte Verpachtung umfaßt die Verpachtung an den Pächter Rißmann
für die Zeit vom 1. Mai 1851/71 für 9650
LM.
Ein Rückblick auf die verschiedenen Pachtperioden gewährt
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1857/17 - 433
wenig erfreuliche finanzielle Resultate; außer
geringeren Pachtremissionen von 3-400
wurden 1755/56 3164
, 1768/69
1595
, 1778/79 5723
remittirt, so daß
die Herrschaft dem Pächter, der die Dienste des ganzen Amts hatte,
noch 151
43
zuzahlte; 1789/90 erhielt der Pächter sogar
einen Zuschuß von 1604
zu dem ganzen Pachtgelde.
Die vierte Pachtperiode beginnt wieder mit einer Pachtremission von
1000
, und Bauten und Remissionen wechseln fortwährend ab. -
In Veranlassung einer offiziellen Veranschlagung des Ertrags der
Vorwerke im Mai 1814 wurde bemerkt, daß der Pächter Kraft bei
Antritt der Pacht 1785 durchaus kein Vermögen gehabt, sein
anfänglicher Mitpächter Klatte habe das Inventarium aus seinen
Mitteln bezahlt; nach Ablauf von 18 Pachtjahren sei Kraft schon im
Besitz von 3 Gütern gewesen, bei seinem Tode 1813 habe sein Vermögen
150,000
betragen. - 1797 habe er in Steinhorst über 20,000
aufgelegt, und in einem einzigen Jahre aus den Fischteichen
6000
für Hafer gehoben. - Der durchschnittliche Ueberschuß
des Pächters ward auf jährlich 10,233
berechnet.
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