Vaterländisches Archiv
für das Herzogthum Lauenburg

Erster Band.
Ratzeburg. Verlag der Buchhandlung von H. Linsen. 1857
 


 

XIII.

Beschwerdeschrift des Bischofs von Ratzeburg
Johann von Parkentin gegen den Herzog Johann von Sachsen,

aus einer alten Handschrift mitgetheilt
vom Herrn Pastor Arndt in Schlagsdorf.

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Das hier zum ersten Mal gedruckt erscheinende alte Schriftstück ist ein unvollendet gebliebener Entwurf einer Beschwerdeschrift, welche der Bischof von Ratzeburg Johann V von Parkentin (1479-1511) den Herzogen Magnus II und Baltasar von Meklenburg (welche gemeinschaftlich regierten 1479-1503) wider den Herzog Johann IV von Sachsen zu übergeben beabsichtigte. Daß dieser Entwurf wirklich, umgearbeitet und vollendet, den genannten Herzogen übergeben worden ist, wird zu vermuthen sein, da es bekannt ist, daß der Herzog Johann am l6ten Mai 1492 ein Schreiben an die Herzoge von Meklenburg erließ, um sein vermeintliches Recht gegen den Bischof zu behaupten, woraus man schließen kann, daß wirklich die beiden Herzoge als Schirmherren des Bisthums sich für den Bischof bei dem Herzoge Johann verwandt hatten. (S. Masch Geschichte des Bisthums Ratzeburg. S. 393). Jedenfalls erhellt schon hieraus, daß die Abfassung dieses Entwurfs in die Zeit der Jahre 1479-1492 fällt, mit welcher auch der Charakter der handschriftlichen Züge

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übereinstimmt. Die Handschrift selbst, welche auf der Dombibliothek zu Ratzeburg aufbewahrt wird, ist auf Papier von einer und derselben alten Hand reinlich geschrieben. Es sind 20 in Einem Heft mit einem Faden zusammengeheftete Octavblätter, davon 33 Seiten beschrieben sind. Voran steht eine niederdeutsche Uebersetzung der folgenden (großentheils schon sonst bekannten) 6 ältern, die Rechte des Bisthums enthaltenden Urkunden: 1. Der angeblich von Heinrich dem Löwen 1154 ausgestellte Revers, worin er auf das Recht der Investitur der 3 slavischen Bisthümer für seine Nachkommen verzichtet; mit der Ueberschrift: Privilegium fundatoris. (Vgl. über diese, wohl erst im 13ten Jahrhundert angefertigte, schon von Scheidt Orig. Guelf. III p. 41 als unecht erwiesene Urkunde, Masch Geschichte des Bisthums Ratzeburg S. 38. 39. Nach dem im Eutiner Archiv vom Dr. Leverkus aufgefundenen angeblichen Original ist dieser Revers abgedruckt im Urkundenbuch des Bisth. Lübeck 1856. S. 1. nebst einer Probe der H. S.) 2. Der vom Kaiser Karl IV am 26sten Octbr. 1375 zu Lübeck dem Bischof Heinrich von Wittorp ertheilte Schutzbrief (abgedruckt in Schröders papist. Meklenb. S. 1478) in welchem der früher vom Kaiser Friedrich II dem Bischof Petrus 1236 ausgestellte Schutzbrief bestätigt wird. In der Angabe des Jahres findet sich der Schreibfehler: dusent tweyhundert LXXV. (st. 1375). Die Ueberschrift ist: Privilegium Karoli. 3. Der eben erwähnte (in der vorigen Urkunde bestätigte) Schutzbrief Friedrichs II vom Jahr 1236 (abgedruckt bei Schröder a. a. O. S. 579 und Westphalen Monum. ined. II. p. 2070) mit der Ueberschrift: Privilegium effte vriheit Frederici des anderen. 4. Ein 1360 am Mittwoch nach Lätare zu Hamburg vom Erzbischof Gottfried von Bremen ausgestelltes Transsumpt eines vom Kaiser Karl IV zu Prag 1359 am 13ten October gegebenen Schutzbriefes für die Prälaten, Bischöfe und Cleriker in Niedersachsen,

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Magdeburg und Bremen - eine Urkunde, deren Original bisher, so viel ich weiß, nicht bekannt ist. Die Ueberschrift ist: Vidimus auree bulle Karoli. Dabei steht von einer andern alten Hand:  "Huius litere originale ex sinistra" worin für den Abschreiber eine Anweisung war, das lateinische Original zur Linken daneben zu setzen. 5. Der Schutzbrief des Königs Wenzeslaus für den Bischof Heinrich von Wittorp vom 18ten März 1381, dessen Original im ehemaligen Domarchiv noch vorhanden ist (Masch a. a. O. S. 283). Die Ueberschrift ist: Privilegium Wenceslai regis Romanorum et Bohemie. 6. Die Urkunde der Herzoge Johann und Albert von Sachsen, durch welche sie dem Bischof Ulrich von Blücher und dem Capitel die Advocatie (Gerichtsvogtei) des Landes Boitin mit allen Rechten und Nutzungen für 1000 Mark Lüb. abtraten, vom 30sten April 1271 zu Lauenburg (abgedruckt bei Schröder S. 725). In der Handschrift steht der Ort, wo die Verhandlungen geschahen, nicht genannt, sondern nur: in der stede genomet ..., weil der Schreiber den unbekannten, mit Abkürzungen geschriebenen Ortsnamen (Onekenvelde) im Original nicht lesen konnte. Die Ueberschrift ist: Privilegium der Hertoghen van Sassen up dat lanth to Boytin unde tolne tor Herenborch ok uth unde wedder in to vorende korne unde vittalunghe (Victualien).

Die Absicht, warum diese Urkunden in deutscher Uebersetzung zusammengestellt wurden, war ersichtlich die, dadurch die vor den Herzogen von Meklenburg, denen die Beschwerdeschrift übergeben werden sollte, erhobenen Klagen über Rechtsverletzung zu begründen. Sie mußten also dieser Beschwerdeschrift beigefügt werden, wie denn auch in derselben an einigen Stellen ausdrücklich auf sie Bezug genommen wird.

Was die Veranlassung der Zerwürfnisse zwischen den Bischöfen und den Herzogen betrifft, welche zu einem fast anderthalb Jahr-


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hunderte fortdauernden und auch durch einen dem Bischof günstig ausgefallenen Proceß beim Reichskammergericht nicht beseitigten Streite geführt haben, so sind in der vorliegenden Klageschrift des Bischofs, welche uns in das erste Stadium des Zwistes einführt, manche Andeutungen bemerkbar. Denn obgleich das Verfahren des Herzogs Johann, wie er auch sonst zu thun pflegte, gegen den Bischof und das Capitcl offenbar ein gewaltthätiges war, so meinte er doch gewiß Grund für seine Ansprüche zu haben. Dies war bei der obwaltenden Unklarheit der Rechtsverhältnisse allerdings möglich. Es handelte sich hauptsächlich um die Ansprüche auf die sogenannte BEDE und auf die ABLAGER in den Dörfern des Stifts. Zwar hatten früher die Herzoge Johann und Albert die Rechte der advocatia oder Gerichtsvogtei, welche bei der Stiftung des Bisthums dem damaligen Grafen von Ratzeburg ausdrücklich und urkundlich vorbehalten waren, so daß die eine Hälfte der Einkünfte des Gerichts aus dem Lande Boytin ihm gehören sollte, zuerst für 1300 Lüb. 1261 und dann noch für 1000 1271 an den Bischof Ulrich von Blücher und das Capitel verkauft und zwar so, daß sie sich  "keinerlei Rechte" an die Güter des Bisthums vorbehielten. Allein die Bede oder die auf dem  "Landding" der Landesversammlung zu bewilligenden Steuern und die Ablagergerechtigkeit oder das Recht, bei persönlicher Anwesenheit mit Gefolge von den Einwohnern aufgenommen und bewirthet zu werden, waren nicht ausdrücklich in jenen Verträgen erwähnt. Freilich war bei allen den nachher vorgekommenen Abtretungen und Verkäufen einzelner Dörfer und Besitzungen an das Bisthum die Formel gebraucht: nihil juris nobis retinentes, ohne ein Recht vorzubehalten, außer (wie es oft vorkommt) borgwerc, brucwerc und lantwerc, Arbeiten zur Befestigung des Schlosses zu Ratzeburg, zur Erhaltung der Brücken und die Heeresfolge. Einmal, 1307 in dem (noch ungedruckten) Kaufbriefe über 6 1/2

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Hufen zu Schlagsdorf, wird auch ausdrücklich das Ablagerrecht - onus hospitalitatis -mit erlassen, so wie öfter seitdem die Verpflichtung zum Landding (commune placitum terrae) zu erscheinen, womit denn eigentlich auch die Verpflichtung zur Entrichtung der daselbst vereinbarten Bede wegfiel. Allein die dem Bischofe seit der Stiftung des Bisthums zugelegten Dörfer in der terra Raceborg waren nicht ausdrücklich, wie die in der terra Boytin, von jenen Ansprüchen befreit. Diejenigen Dörfer und Güter, welche zunächst an den alten ursprünglichen Grenzen des Landes Boytin lagen, wurden, sobald sie nach und nach von den Bischöfen oder dem Capitel (wie es planmäßig geschehen zu sein scheint) zur Vergrößerung des Landbesitzes angekauft wurden, zugleich durch ausdrückliche und erhandelte Zugeständnisse der Herzoge von der terra Raceborg abgelöset und dem Lande Boytin beigelegt. Hier konnten offenbar nur mit der schreiendsten Verletzung der verbrieften Rechte noch Ansprüche auf die Bede erhoben werden. Dagegen wenn die Uebung des Ablagerrechts, wie besonders bei Jagden, in Anspruch genommen wurde, welches erst seit der Mitte des funfzehnten Jahrhunderts von den Herzogen geschehen zu sein scheint, so war einiger Schein einer Berechtigung dazu vorhanden in dem angeblichen Besitz der HOHEITSRECHTE, welche sich die Herzoge fortwährend über das Bisthum zuschrieben. Wir sehen dies aus den Gründen, welche in dem später beim Reichskammergericht geführten Processe von Seiten der Herzoge für ihre Ansprüche angeführt werden. Es wird behauptet, das Stift Ratzeburg liege auf sächsischem Grund und Boden, sei von den Voreltern des Herzogs gestiftet und fundirt, der Bischof sei kein Reichsstand, habe nie Reichslasten getragen, sondern das habe der Herzog von Sachsen für ihn gethan, auf diesen seien auch alle Rechte des Fundators übergegangen u. s. w. (Vgl. Masch Geschichte S. 448 und 481). Freilich hatte der Stifter des Bisthums, Heinrich der Löwe, die Ausstattung

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des Bisthums nach der ihm vom Kaiser Friedrich I übertragenen Vollmacht von den Ländern genommen, mit denen er selbst vom Kaiser belehnt war, und er konnte als Patron des Bisthums die Hoheitsrechte über dasselbe für seine Person behaupten. Wenn er nun auch nicht, wie die obgedachte später verfaßte angebliche Urkunde vom Jahr 1154 aussagt, für seine Nachkommen auf das Recht der Investitur verzichtet hat, so hörten doch, nachdem er selbst in die Reichsacht gefallen war, damit auch seine Ansprüche auf. Es war fraglich, ob der mit dem Herzogthum Sachsen belehnte Markgraf Albrecht die seinem Vorgänger persönlich zustehenden Rechte in Anspruch nehmen könne oder ob die Hoheitsrechte über die slavischen Bisthümer an Kaiser und Reich zurückfielen. Diese Frage kam damals nicht zur Entscheidung. Als aber nach den, am Ende des dreizehnten Jahrhunderts eingetretenen Zerrüttungen, die darauf sich über das Nordelbische Land ausbreitende Macht des Königs Waldemar II zerfiel, wurde in dem über seine Freilassung errichteten ersten Vertrag 1224 für die drei slavischen Bisthümer ausgemacht, daß sie von jetzt an reichsunmittelbar sein sollten (episcopi quoque in eadem terra constituti scilicet I.ubicensis, Raceburgensis, Zverinensis regalia sua ab imperio recipient. S. den Vertrag vom 4ten Jul. 1224 im Lübecker Urkundenbuch I. S. 30 - worauf der verst. Dr. von Duve zuerst aufmerksam gemacht hat in seinen: Mittheilungen u. s. w. S. 76). Demnach hatten auch fortwährend, mit einigen Unterbrechungen freilich, die Bischöfe die Reichsbelehnung bei den Kaisern gesucht und empfangen, zuerst der Bischof Petrus 1235 bei dem Kaiser Friedrich II. (Masch a. a. O. S. 491 ff.) Wenn sich also unter den später zur Vertheidigung des Verfahrens der Sächsischen Herzoge gegen die Bischöfe angeführten Gründen auch die Behauptung findet, daß die Bischöfe nicht die Reichsbelehnung gesucht und erhalten hätten, so kann sich dies nur auf die spätere Zeit beziehn. Denn allerdings hatten seit

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dem Bischof Pardamus von Knesebeck 1438 die Bischöfe die Erneuerung der Reichsbelehnung versäumt, und erst 1515 wurde wieder die Belehnung vom Kaiser Maximilian durch den Bischof Heinrich Berkmeier nachgesucht. Indessen konnte die Reichsstandschaft dem Bischof doch keinen hinreichenden Schutz gegen die gewaltthätigen Eingriffe der Nachbaren gewähren. Wir finden daher von älterer Zeit her, daß die Bischöfe zu ihrem Schutze die Schirmvogtei (advocatio s. tuitio), deren Bestellung nach der Stiftung dem Bischofe frei übertragen war, den Fürsten von Meklenburg übergeben hatten. Das älteste Zeugniß für ein solches schon lange bestandenes Verhältnis; findet sich in dem (noch ungedruckten, im ehemaligen Domarchiv erhaltenen) Schutz- und Schirmbriefe, welchen der Herzog Albrecht von Meklenburg 1358 dem Bischof Wipert von Blücher ausstellte über die terra Boytin und über die drei Dörfer  "Mechowe, Slawekestorpe vnde Zytende", und in welchem er denselben und das Capitel nicht allein während des damaligen Kriegs (wegen der Grafschaft Schwerin), sondern auch nachher und ihre Nachkommen zu schützen verspricht für empfangene 600 Lüb. ( "Dit orloghe ut, dar wi nu ane sitten" -  "also, alse wi des suluen byschop Wyperdes voruaren vnde dat Capittel to Raceborch in vnsem heghe vnde in vnsem vrede eer ghehat hebben, vnde willen se ok na dessem vorbenomeden orloghe truweliken heghen, vreden vnde beschermen, alse wi de vorbescrevenen voruaren vnde Capittel eer ghehrghet, vredet vnde beschermet hebben." Am Dienstage vor Ostern 1358 im Lager vor Schwerin. Vgl. Masch a. a. O. S. 262. 451.) Wiederholt ward eine solche Versicherung mit der Ausdehnung über alle Besitzungen und Angehörigen 1384 am S. Lucientage (13ten Dec.) Seit dem Jahre 1473 wurde auch ein jährliches Schutzgeld von 60 Lüb. von dem Bischof und dem Capitel an Meklenburg bezahlt. Diese Hinneigung zu den Herzogen von Meklenburg mag auch wohl

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den Unwillen gegen die Bischöfe bei den Sächsischen Herzogen gesteigert haben. Später kam denn auch seit den Bewegungen der Reformation die Absicht hinzu, möglichst viel von den Gütern des Bisthums den Meklenburgischen Administratoren zu entziehn. Der Bischof Heinrich Berkmeier suchte zwar im Jahr 1513 die Ablager im Lande Ratzeburg und Boytin und in Panthen, Honehagen und Walksfelde dem Herzog Magnus durch Zahlung von 1000 rhein. fl. abzukaufen; doch half ihm dies nichts. Bede und Ablager wurden von neuem gefordert und der 15jährige Proceß bei dem Reichskammergericht wurde erst 1536 dadurch entschieden, daß dem Herzog das Recht auf Bede und Ablager abgesprochen wurde.

Bei der Betrachtung dieser Verhältnisse kann es anziehend sein, den ersten Anfang der Streitigkeiten kennen zu lernen, wie er aus dieser hier mitgetheilten Klageschrift hervorgeht. Mein lieber Freund Masch und v. Kobbe haben beide die Handschrift gesehn und einen Auszug, der letztere meistens nach Masch, daraus gegeben (Masch S. 393 ff. und v. Kobbe Lauenb. Gesch. II, S. 201 ff.) Doch ist es wohl der Mühe werth, die Handschrift nach dem Original, wie hier geschieht, vollständig bekannt zu machen.

Zu weiterer Aufhellung des Grundes einzelner Beschwerdepunkte sei zuerst bemerkt, daß das Land Dirzinke oder Darsing, das jetzige Amt Neuhaus, früher zur Grafschaft Danneberg gehörte und seit dem Aussterben der Grafen 1307 an die Herzoge von Sachsen als ein erledigtes Lehn zurückfiel (v. Duve Mittheilungen S. 181. 182.) Noch 1236 bei der Abfassung des Zehntenregisters war die Gegend von Slaven bewohnt, so daß der Zehnte nur von zweien Landbesitzern verzeichnet wird. Im Jahr 1261 verhieß die Herzogin Helena und 1271 ihre Söhne Johann und Albert von Sachsen dem Bischof und dem Capitel, wenn das Land Dirzinke angebaut sein werde, für die

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Belehnung mit dem Zehnten aus demselben den freien Besitz von zwölf Holländerhufen. Aber schon 1335 wird in dem auf Befehl des Bischofs Volrad verfaßten Verzeichniß bemerkt, daß der Zehnte in dem Lande Dirzinke an die Herzoge Johann und Erich von Sachsen verliehen war (Masch a. a. O. S. 238). Diesen Zehnten feierlich vor dem Bilde der h. Jungfrau am Hochaltare in Gegenwart des Bischofs und des Capitels als Lehn empfangen zu wollen, hatten sich schon 1261 die Herzoge Johann und Albert anheischig gemacht (quam recipiemus de imagine beate Virginis in altari summo presentibus Episcopo et Capitulo - wie es in der Urkunde heißt). Daß dies zu thun der Herzog Johann sich weigerte und die Lehnwahr nicht beachtete, war einer der Klagepunkte des Bischofs.

Das Archidiaconat in dem Lande Dirzinke gehörte seit 1291 dem Probst des Klosters ELDENA. Wahrscheinlich hatte derselbe schon damals die Parochialkirche zu Stapel, welches noch 1335 als die einzige Pfarre im Lande Dirzinke erscheint. Ueber das Patromt derselben vereinigten sich 1373 der Herzog Erich IV und der Bischof Heinrich von Wittorp so, daß die Besetzung wechselweise geschehn, die nächste aber dem Bischof zustehn sollte. Später wurden 1504 die beiden Parochialkirchen zu Stapel und zu Lauenburg zu Archidiaconaten und zu zweien der 6 neugebildeten Canonicate erhoben. Das Sendgericht (sende s. v. a. Synodus), welches in geistlichen Dingen Ordnung zu schaffen hatte, wurde von dem Herzog Johann ohne Zweifel darum in seiner Ausübung gehindert, weil er diese als einen Eingriff in die weltliche Gerichtsbarkeit ansah.

Die Ansprüche an das Dorf PÖTRAU wurden auch später noch von dem Herzog Magnus behauptet, das Dorf sogar in Besitz genommen und selbst nach der 1532 vom Reichskammergericht befohlenen Restitution dennoch von ihm nicht zurückgegeben. Es lag in dem alten Gau Sadelband und war von Heinrich

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dem Löwen 1158 dem Bischofe geschenkt worden als eins der  "zehn Vorwerke", welche derselbe, wie gleicher Weise die beiden andern slavischen Bisthümer, frei von allen Lasten besitzen sollte. Diese Schenkung hatte der Herzog zu Ehren Gottes und der heiligen Jungfrau gemacht, weil er daselbst die erste Nacht diesseits der Elbe zugebracht hatte (nach einer im Zehntenregister von 1236 beigebrachten Notiz). Im Jahr 1331 hatte der Bischof Marquard gegen den vierten Theil des Dorfes Smilowe seinen Besitz in Pötrau vertauscht, aber denselben sofort für 170 Lüb. wieder an sich gekauft. Aber 1377 überließ der Bischof Detlev von Parkentin das Dorf Pötrau nebst Farchau und Tanker an Detlev von Gronow gegen den Hof und das Dorf Stove und die Dörfer Kronskamp und Neschow. Doch 1399 verkaufte Detlev von Rastorf Pötrau dem Bischof (nach einer ungedruckten Urkunde des ehemaligen Domarchivs) und so war das Bisthum seitdem wieder im Besitz des Dorfes. Nun mochte aber wohl der Herzog Johann behaupten, daß wegen des zweimaligen Verkaufs die von Heinrich dem Löwen geschenkten Rechte des Bischofs verloren seien, und er dieselben ohne Weiteres für sich in Anspruch nehmen dürfe, während der Bischof behauptete, es seien  "seine Bauern, über welche dem Herzog kein Recht zustehe". Die Auspfändung der Bauern und des Krügers zu Pötrau war, wie zu vermuthen, wegen der nichtbezahlten Bede geschehn. Der Herzog Franz II verpfändete später 1572 Pötrau für 1000 fl. und noch 1600 wurde von Seiten des Stifts vergeblich auf Restitution von Pötrau beim Reichskammergericht geklagt.

Aehnliche Ansprüche, wie an Pötrau, wurden vom Herzog Johann auch an die Dörfer PANTHEN, TOM-HAGEN (oder Mannhagen) und WALKSFELDE gemacht. Die Hälfte des Dorfes Panthen war von dem Grafen Heinrich von Badewide schon 1158 dem Bischof geschenkt und dazu 1294 noch zwei Hufen

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vom Capitel angekauft. Im Jahr 1315 wurde die andere Hälfte von Panthen für 800 Lüb. von Johann von Walksfelde erkauft und im Jahr 1320 noch zwei Hufen. Der Bischof Detlev von Parkentin, der 1377 auch Panthen an Detlev von Gronow abgetreten hatte, erkaufte dasselbe wieder von ihm für 600 .

Neben Panthen war WALKSFELDE (mit dem wendischen Namen Walegotsa) schon 1158 zur Ausstattung des Bisthums gekommen als ein Geschenk des Grafen Bernhard von Ratzeburg für das Seelenheil seines Vaters und zwar ausdrücklich bestimmt für das Capitel ( "fratribus dedit“). Im Jahr 1190 bestätigte die Gräfin Adelheid von Ratzeburg die Rechte des Stifts in Walksfelde. Als bald nachher der Bischof Isfried 1194 die bischöflichen und die Capitelsgüter aus einander sonderte, wurde Walegotesvelde dem Capitel zugetheilt. Daher heißt es 1236 im Zehntenregister: Walegotesvelde tota villa est prepositi cum censu et decima. Vom Herzog Albert wurde 1238 abermals dem Bischof Ludolf nicht nur der Besitz, sondern auch die Befreiung von allen Lasten verbrieft. Bei dem Ankauf zweier Hufen in Panthen und mehrerer Güter 1294 für 700
Lüb. wurden auch die Rechte in Walksfelde dem Capitel bestätigt. Aber schon 1306 vertauschte das Capitel seinen Besitz in Walksfelde an die Gebrüder von Duvensee gegen 6 Hufen in Schlagsdorf. Abermals hatte das Capitel 1400 Walksfelde von dem Herzog Erich, der es von Gottschalk von Tzule erkauft hatte, gegen Campenwerder und die Stintburg eingetauscht, und wurden von dem Herzoge alle alte Freiheit und Rechte des Dorfes bestätigt, wobei die Zahlung von 250 Lüb., welche 1402 dem Bischof versprochen ward, wahrscheinlich auf den Tausch zugelegt ward.

Endlich TOM-HAGEN ist das sonst HOON-HAGEN (oder Hagen schlechthin, jetzt Mannhagen) genannte Dorf. Dieses war vermuthlich schon seit der Stiftung im Besitze des Bisthums,

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und ist unter der aqua Stenowe supra et infra, welches 1158, und dem Namen Bistenouwe, welcher 1194 vorkommt, zu verstehn.

Diese drei Dörfer waren 1413 vom Capitel dem Rath zu Lübeck für 3000
verpfändet worden und 1463 wieder eingelöset. In demselben Jahr verkaufte der Lübeckische Rathsherr Heinrich von Hacheten die Mühle zu Hoon-Hagen dem Capitel für 280 .

Weshalb an diese vier im Gebiete des Herzogs in der terra Sadelbandia und der terra Raceburg belegenen Dörfer von Seiten des Herzogs Hoheitsrechte in Anspruch genommen wurden, läßt sich eher begreifen, als daß er diesen Anspruch auch auf die dem Bischof frei zustehenden Besitzungen im Lande Boytin ausdehnen zu können meinte, was nur unter der vorausgesetzten Vorstellung einer Abhängigkeit des Bisthums von ihm überhaupt zu erklären scheint.

So hatte der Herzog es sich herausgenommen, einseitig ohne Einwilligung des Bischofs den Bauern in RIEPS, RESDORF und SCHLAGBRÜGGE eine Zahlung von Mastgeld an das Capitel aufzuerlegen. Nun war allerdings das Eigenthum der Dörfer Rieps und Wendorf 1394 vom Herzog Erich IV für 600 H WIEDERKÄUFLICH an das Capitel verkauft, und es scheint als ob der Ausdruck:  "IN MIDDELERE TYDT DES BESTANDES" sich auf die Zeitdauer der Pfandschaft beziehe. Dagegen ist bei der Abtretung des Eigenthums der Dörfer SCHLAGBRÜGGE und RESDORF an das Capitel, welches dieselben 1362 an Nicolaus und Hartwig von Bülow für 1300
Lüb. und das Dorf Goldensee erhielt, und worüber der Herzog Erich II für 150 Lüb. die Bestätigung ertheilte (Masch a. a. O. S. 264), von keinem Wiederkauf die Rede. Also konnte doch wenigstens bei diesen Dörfern von keinerlei während einer Verpfändung zu machenden Ansprüchen die Formel-  "in middelere tydt des be-

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standes" - Geltung haben und es bleibt zweifelhaft, was damit gemeint sei. Freilich fehlt in den Kaufbriefen von 1362 und auch in dem von 1394 über Rieps und Wendorf die ausdrückliche Formel über eine Hinzulegung derselben zur terra Boytin, wie sie in denen von 1377 über Stove, von 1397 über Karlow, Kloksdorf, Dependorp und Bullenmolen, und von 1399 über Rögelin hinzugefügt wird. Indeß darf man sich auch wohl nicht vorstellen, daß die Herzoge Johann und Magnus sich in allen Fällen der Gründe ihrer Forderungen, welche sie sich anmaaßten, klar bewußt waren. So wird auch wohl die Formel:  "na lude des Recesses in middelere tydt des bestandes" - auf die Zeit, seit welcher die vom Kaiser Karl IV angedrohete Pön bei Verletzung der zuvor gegebenen Freiheiten eingeklagt werden konnte, zu beziehen sein.

In Betreff der Klage über Verhinderung der Durchführung des in der Theuerung zu Lauenburg gekauften Korns ist zu vergleichen, was in der Vereinbarung von 1261 und 1271 dem Bischof versprochen war, wo es heißt: Insuper recognoscimus Episcopo et canonicis suis liberam facultatem deducendi annonam eorum et omnes prouentus per Albiam in ducatu nostro usque Hammborch vel ad alia loca ubi decreuerint sine theloneo siue vngeldo et reducendi quidquid ad vtilitatem eorum comparaverint - oder wie es in der vorliegenden Handschrift übersetzt wird:  "Forder bekennen wy, dat wy deme Bisschoppe vnde synen Domheren vry macht gegeuen hebben, ere korne vth vnde in, dor vnde her widder vnde alle iarlike fruchte vnde vthkamen in vnsem hertichdome ouer de elue bute to Hamborch edde to anderen steden wor id ene beleueth sunder tollen vnde vngelt vnde widderume van dar to brengende allent dat se to erer nutticheyt kopende werden."

Daß der Herzog diejenigen Unterthanen in Schutz nahm, WELCHE DEM BISCHOF ENTLIEFEN, war gegen die 1394 am

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12ten April für 350 dem Herzog Erich dem Jüngern abgekaufte Erlaubniß, daß die Capitelherren  "ihre Feinde oder die ihnen entliefen" auf dem See fangen durften (Masch S. 295.)

In Betreff der dem Capitel versagten Zehnten aus Crummesse ist aus dem Zehntenregister von 1236 ersichtlich, daß der halbe Zehnten daselbst (welche Hälfte nämlich dem Bischof zu verleihen blieb) dem Präpositus oder dem Capitel vorbehalten war, und von denselben waren 9
durch das Capitel im Jahr 1301 den 21sten Oct. zu Präbenden bestimmt worden (Masch a. a. O. S. 217). Auch die Zehnten aus Culpin hatte der Bischof Ludolf (1461-66) dem Capitel überlassen und zur Structur bestimmt (ebendas. S. 360). Es ist nicht ein Grund zu erkennen, weshalb gerade diese Zehnten dem Capitel zu zahlen vom Herzog verboten worden war. Später noch wurde auf dem Tage zu Herrnburg über diese Zehnten ein Vergleich vorgeschlagen 1519 den 4ten Mai (ebendas. S. 440). Aber wenigstens der Zehnte zu Culpin wird unter demjenigen erwähnt, was der Herzog Magnus auch bei der Restitution 1532 dem Capitel nicht zurückgab (ebendas. S. 485).

Ueber das für den DRÜSENSEE und das Dorf GROSZ-KLINKRADE an das Capitel vom Herzog zu zahlende Kaufgeld von 900
und 400 war auch später noch Zwist, und erst in dem Vergleich von Lentschow am 26sten Nov. 1519 versprach der Herzog Magnus 300 auf den Drüsensee und 400 auf Klinkrade auf nächsten Michaelis zu bezahlen (Masch S. 442).

Ueber das zwischen Mölln und Gudow am Ende der Möllnischen Feldmark gelegene, 1236 im Zehntenregister unter der Parochie Godowe genannte, aber schon gegen Ende des vierzehnten Jahrhunderts eingegangene und zu einer wüsten Dorfstelle gewordene DRÜSEN oder DRÜSING liegen mehrfache Verhandlungen vor. Als der Knappe Gerhard von Godowe den Drüsensee und die Lütauer Mühle für 280
Lüb. an den Möllnischen

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Bürger Emekin de Haghene verpfändet hatte, widmete dieser 1382 am 19ten Mai von den Einkünften der Pfandschaft 10 zu einer Vicarie am Altar der h. Cäcilie zu Mölln (Masch S. 283 nach der Urkunde im Möllner Stadtarchiv), Aber 1385 am 12ten März verkaufte derselbe Gerhard von Godowe und sein Sohn Gerke den dritten Theil der wüsten Hofstelle und des Feldes und den ganzen Drüsener See nebst dem dritten Theil der Lütauer Mühle an den Rath zu Mölln für 550 Lüb., mit dem Versprechen, die lehnsherrliche Genehmigung des Herzogs von Sachsen zu erwirken und dem Emeke von dem Haghene, Bürger zu Mölln, 250 zu bezahlen, wofür dann der Drüsener See ihm, dem Gerhard von Godowe, zurückgegeben werden sollte (v. Meyern gründl. Nachricht Beil. S. 14. 15.) Den dritten Theil des Drüsings, damals schon einer Waldung, hatte und behauptete der Rath zu Mölln noch gegen die Lübeckische Kämmerei in einem Receß von 1580 (ebendas. S. 41 f.) und in einem Proceß von 1655 (ebendas. S. 19). - Den übrigen Theil des wüsten Dorfes und des ganzen Guts zu Drüsen verkauften 1444 die Gebrüder von Schacke an den Möllnischen Bürger Claus Jode und die Jodischen Erben 1520 an die Stadt Lübeck (ebendas. S. 16. 17. 18.) Aber den Drüsener See allein hatte das Domcapitel (man weiß nicht, wann) angekauft und verkaufte denselben 1460 wieder an die Herzoge Bernhard und Johann von Sachsen für 600 mit der Bedingung, nur mit Einem Wadenzug zu fischen. Die Herzoge überließen nun 1463 den 2ten Juli dem Capitel den See wiederkäuflich für 900 , wovon beim Wiederkauf 600 baar bezahlt, der Rest auf Renten angewiesen werden sollte (Masch S. 360). Man muß annehmen, daß der Wiederkauf späterhin dem Capitel angekündigt, von dem Gelde aber nichts bezahlt, also noch 900 rückständig waren. Darüber führte der Bischof im Namen des Capitels Klage gegen den Herzog. Wenn nun in einem am 19ten September 1491 wegen

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des Drüsener Sees abgeschlossenen Receß über schon bezahlte 600 quitirt und die Abzahlung von 50 bei jedem Wadenzug versprochen ward (Masch S. 360), so wird man annehmen können, daß dieser Receß in Folge der Klage des Bischofs auf Vermittelung der Meklenburgischen Herzoge zu Stande kam. Die Klageschrift wird demnach vor dem 19ten Sept. 1491 aufgesetzt und eingereicht sein müssen.

Auch wegen des Dorfes GROSZ-KLINKRADE sind eine Reihe von Verhandlungen urkundlich bekannt. Die erste Erwähnung desselben ist 1236 in dem Zehntenregister, wo KLINKROTH in der Parochia Nusce ausgeführt wird, doch ohne Angabe der Hufenzahl oder der Zehnten. Zwei Hufen des Dorfes hatte 1307 der Herzog Albert III zu einer Vicarie in der Kirche zu Nusse geschenkt. Später hatte das Domcapitel den Besitz des Dorfes und verkaufte es 1437 für 900
an Hartwig von Crummesse (denselben, welcher nach einer Urkunde Von 1436 zu Klempow wohnte) mit Genehmigung des Herzogs Bernhard. Der Käufer stellte 1439 dem Capitel einen Revers aus über 21 Rente aus Klinkrade (nach ungedruckten Urk. im Domarchiv. Da dies die Zinsen von 420 waren zu 5 p.C., so erhellt, daß er bereits 480 darauf abgezahlt hatte). Zehn Jahr später 1449 bestätigte der Herzog Bernhard die Schuld und Renten, welche die Besitzer von Klempau, Gr. Klinkrade, Kolstof und Kittels an das Capitel zu zahlen hatten (Masch S. 349). Es fehlt darauf eine Angabe, ob diese Schuld später getilgt worden ist. Aber im Jahr 1464 im Nov. verkaufte Abel Schacke, Wittwe des Otto von Schacke, dem Capitel eine Rente in Groß-Klinkrade von 20 mit Vorbehalt des Wiederkaufs für 400 , also ein Capital zu 5 p.C. (ebendas. S. 361). Eben dieselbe Abel Schacke nebst ihren Schwestern Adelheid Dargessen und Becke von Buchwald, Ritzerauischen Töchtern, verkauften das Dorf Gr. Klinkrade nebst dem halben Schloß zu Ritzerau und mehreren anderen Dörfern

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an den Herzog Johann für 5000 1471 Donnerstag nach Martini (v. Meyern a. a. O. S. 102). Hatte nun das Capitel noch das Capital von 400 in dem Dorfe stehen, wofür demselben 20 Rente verschrieben waren, so mochte sich der Herzog Johann weigern, dasselbe auszuzahlen, da in dem Kaufbrief diese Schuld nicht ausdrücklich von den Verkäuferinnen an den Käufer übertragen worden war. In dem am 19ten Sept. 1491 (am gleichen Tage im gleichen Jahr, wie über den Drüsensee) zwischen dem Herzog Johann und dem Capitel geschlossenen Vergleich versprach derselbe von den 400 auf Klinkrade jährlich 50 abzutragen bis zur Tilgung (Masch S. 376). Auch dieser Vergleich ist also, wie man schließen kann, in Folge der verhandelten Klage des Bischofs zu Stande gekommen. Die späteren Vorgänge zeigen, daß der Herzog nicht Wort hielt. Auf dem Tage am 4ten Mai 1519 zu Herrnburg wurde bestimmt, daß der Herzog Magnus den Drüsensee und die Rente aus Klinkrade verabfolgen lassen sollte (Masch S. 440) und erst am 26sten Nov. 1519 zu Lentschow wurde auch die Zahlung von 400 aus Klinkrade zum nächsten Michaelistermin versprochen (ebendas. S. 442).

In Betreff der dem Capitel gehörenden MÜHLE BEI DER BRÜCKE ZU RATZEBURG ist der Grund, worauf der Herzog seine Ansprüche stützen mochte, nicht nachzuweisen. Schon im Jahr 1294 am 13ten Jan. hatte das Capitel nebst mehreren anderen Besitzungen zwei Mühlen am RATZEBURGER SEE erkauft, und 1295 bestätigten der Herzog Albrecht II und seine Brudersöhne Johann II und Albrecht III dieses Eigenthum dem Capitel (Masch S. 200. v. Kobbe Th. 2, S. 24. 25). Nachher 1312 war über das Eigenthum der Mühle, welche beim Dormin am Ratzeburger See lag (später Roggenmühle genannt), eine Irrung zwischen dem Capitel und der Wittwe des 1308 verstorbenen Herzogs Albrecht III, Margareta, Tochter des Markgrafen Albrecht

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von Brandenburg, entstanden und wurde durch den Bischof Marquard so geschlichtet, daß die Herzogin den von ihr gekauften Besitz lebenslang behalten, derselbe aber nach ihrem Tode dem Capitel zufallen solle (Masch S. 218). Im Jahr 1322 besaß das Capitel eine Mühle, welche die Fuchsmühle hieß (molendinum vulpis) und stiftete aus derselben 2 zu einer beständigen Vicarie für den Knappen Hermann Pelz, welcher dafür den Gardensee an das Capitel überließ; bis von dem Capitel die damals verpfändete  "Herrenemolen", welche bei der ALTEN langen Brücke lag, wieder eingelöset haben werde. Noch von einer dritten Mühle ist damals die Rede, welche die Albertsmühle (molendinum Alberti) hieß und an der langen Brücke lag, deren Einkünfte derselbe Hermann Pelz zur Hälfte für dieselbe Vicarie bestimmte. - Welche dieser Mühlen damals der Herzog Johann dem Capitel entzog, ist nicht gesagt. Sie wurde weder von ihm noch von seinem Sohne, dem Herzog Magnus, auch nicht nach der Restitution von 1532, dem Capitel zurückgegeben, damals als  "die Malzmühle" bezeichnet (Masch S. 485).

Wir haben beiläufig aus diesen Nachweisungen ein bestimmtes Datum gewonnen, vor welchem die vorliegende Klageschrift verfaßt worden sein muß, nämlich vor dem Sept. 1491. Aus den vorkommenden Personen läßt sich auch noch ein Datum nachweisen, nach welchem sie verfaßt sein muß. Nämlich Johann Brand  "de olde Prior" muß bis in oder gegen das Jahr 1488 gelebt haben, da es bekannt ist, daß sein Nachfolger D. Albrecht Make, früher Cantor, als Prior am 24sten März 1488 erwählt wurde (Masch S. 288). Derselbe alte Prior hatte der Kirche ein Vermächtniß hinterlassen, von welchem 1509 400
zur Stiftung von Horen bestimmt wurden.

Eine andere bekannte Person finden wir auch noch unter den hier genannten Namen. Dies ist Andreas Wagendriver, welcher hier als ein Vicarius der Domkirche bezeichnet wird. Er

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erscheint als Kanzler des Herzogs Johann in der Urkunde von 1471 über den Verkauf von Ritzerau (Gründl. Nachr. Beil. S. 103) wo falsch abgedruckt ist Waghendomer statt Waghendriver. Ebenfalls ist er genannt als Kanzler in dem Vergleich zu Lübeck 1477 am 3ten Jan. (bei Rethmeier S. 1326). Er war nach dem Fortsetzer des Chronisten Detmar (bei Grautoff Th. 2, S. 389) im Jahre 1474 von dem Herzog Johann zur Unterhandlung mit dem König Christian I von Dänemark nach Ripen gesandt worden, wo eben die Sache wegen der Hauptleute zu Blekede zur Sprache kam, worüber jener Vergleich geschlossen ward, und anderes, wie die Klage über den von den Lübeckern gefangenen und im Gefängniß zu Lübeck gestorbenen Lauenburgischen Schloßvogt Peter Pentz. Die Art und Weise, wie der Lübeckische Chronist die Verhandlung darstellt, läßt allerdings auf die Sache des Herzogs manchen Schatten fallen, doch ohne eigentlich den abgeordneten Kanzler in ein schlechtes Licht zu stellen. (Man sehe den Auszug der Stelle bei v. Kobbe Th. 2, S. 188 ff., wo der Schluß S. 189 berichtigt werden muß. Es heißt nicht: um dessenwillen wir die Bauern in die Staken binden - ganz sinnlos; sondern:  "dar wy umme willen de banren in den staken bynden" - um dessen wegen wir die Banner erheben wollen). Später erscheint noch einmal Andreas Waghendriver als Kanzler des Herzogs bei dem Kauf der Dörfer Pogetz, Holstendorf und der beiden Disnack vom Jahr 1481 am Tage S. Nicolai zu Artlenburg (Gründl. Nachr. Beil. S. 52). Ein sehr schwer ihn treffendes Urtheil ist enthalten in der Chronica slavica bei Lindbrog. script. etc. p. 246; wo es bei der Anzeige seines Todes heißt. A. 1487 post Christi natalem obiit devotus vir Andreas Waghendriver, aeternus - juxta propriam confessionem - possessor inferni. - In dem Proceß über die Möllnische Pfandschaft ist von Lübeckischer Seite auf ihn der Verdacht der Verfälschung mehrerer vorgebrachten

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Urkunden geworfen worden, welchem v. Duve beizustimmen geneigt schien (Mittheilungen S. 146 Anm. und S. 154 ff.). Daß der Herzog sich, ungeachtet des von ihm richtig verfaßten Testaments, seine Hinterlassenschaft zueignete, war wohl eben so wenig im Recht begründet, als wenn er die Erbschaft des ohne Testament verstorbenen Geistlichen einzog, oder wenn er seit Andreas Waghendrivers Tode sein Vicariat noch nicht wieder besetzt hatte.

Unter den übrigen genannten Personen ist HERMANN BLÜCHER wohl derselbe, welcher als Canonicus noch später 1504 und 1511 vorkommt und als Senior 1518 starb (Masch S. 389, 411 u. 419). Wenn BERNHARD VON PLESSEN bei v. Kobbe S. 202 Comthur des Johanniter-Ordens zu Mirow genannt wird, so fragt es sich, auf welcher Quelle diese Angabe beruht.
Die Klage des Bischofs, daß er  "dem Herzog Johann zu Liebe und nach seinem Willen ihm nachgezogen sei und an 2000 fl. dabei aufgewendet habe," wird sich wohl auf die frühere Zeit beziehn. Von solchen Reisen ist sonst nichts bekannt. Auf die Reise des Bischofs nach Rom mit dem Herzog Magnus von Meklenburg 1486 kann die Angabe nicht bezogen werden, da diese nicht um Herzog Johanns willen gemacht ward. Man sieht, daß der Bischof seinerseits Alles gethan hatte, um das gute Vernehmen mit dem Herzog zu erhalten. Aber es gelang ihm so wenig, daß der Herzog sogar ihn, wie es scheint, aus persönlichem Haß, verhinderte, in den Sitzungen des Capitels zu erscheinen, was der Bischof auch als eine persönlich ihm widerfahrene Kränkung aufnahm.

Wenn übrigens unter den Orten, wo der Herzog sich das Ablagerrecht anmaaßte, diejenigen Dörfer, welche des Bischofs Vorfahren dem Capitel verpfändet hatten, erwähnt werden, so kann man wohl nur an die der Vogtei Stove denken, welche der Bischof Detlev von Parkentin 1413 dem Capitel verpfändet und seitdem nicht wieder eingelöset hatte. Es ist bei dem Fortsetzer

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des Chronisten Detmar eine Nachricht erhalten von einem im Jahr 1470 durch den Herzog Johann unternommenen gewaltsamen Einbruch in die Vogtei Stove, von deren Unterthanen er sich huldigen und darauf vom Bischof Johann Stalkoper das Oeffnungsrecht, Bede und Ablager versprechen ließ. Dies wurde freilich auf Vermittlung des Königs Christian I von Dänemark zurückgenommen (Masch S. 387 f.) Allein der Herzog mochte dennoch seine Ansprüche deshalb nicht aufgegeben haben. Ueberhaupt erkennt man wohl, wie schutzlos der Bischof und das Capitel einem so gewaltthätigen Verfahren, wie es in jener friedelosen Zeit möglich war im Deutschen Reiche, da standen und allen Mißhandlungen Preis gegeben schienen.

Die Sprache des vorliegenden Schriftstücks verräth im Ganzen einen kundigen und gewandten Verfasser und mag wohl auf den damaligen Prior D. Albrecht Make schließen lassen, welcher auch später in den Verhandlungen mit dem Herzog Magnus als ein thätiger und geschickter Wortführer des Capitels erscheint. Die beigefügten Randbemerkungen mögen wohl von der Hand des Bischofs selbst sein. Die niederdeutsche Mundart ist in ihrer ganzen damaligen Fülle und Geschmeidigkeit gehandhabt. Man bemerke, daß regelmäßig Zusammensetzungen durch einen engern Zwischenraum der getrennten Wörter angezeigt sind, wo dies im Abdruck durch das Zeichen zwischen denselben bemerkt ist. Ferner wird meistens das gedehnte e durch einen Zug über dem Buchstab unterschieden, wie lènware, lène, lènrenthe. Einzelne unbekanntere Wörter werden im Zusammenhang verständlich werden, wie ouinghe = molestie, Kränkung; ungeouet, ungekränkt; ungemoyet, unbelästigt; sankleger, Verkündigung des Banns durch abgelesene Bannformel unter Glockenschall, bei angezündeten und nachher ausgelöschten Lichtern; die Redensart: schodüvel lopen mit jemand, wie einen Teufel verjagen u. s. w.

Um die Art und Weise der Uebersetzung der lateinischen


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Urkunden in dieser Handschrift in einem Beispiele zu zeigen, ist die Uebertragung des Transsumpts des Erlasses Kaisers Karl IV von 1359 beigefügt, dessen noch nicht bekanntes Original wohl nur im Hamburger Domarchiv mag vorhanden gewesen sein oder noch ist. Der kaiserliche Erlaß nimmt Bezug auf eine oder mehrere zum Nachtheil der geistlichen Rechte erlassene Verordnungen weltlicher Fürsten jener Zeit, und man mag wohl auch eine Veranlassung zur Bekanntmachung desselben im Erzbisthum Hamburg in der Fehde erkennen, in welche der damalige Bischof Wipert von Blücher mit den Parkentinen verwickelt war (vgl. Masch S. 262 ff.)

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Grauamina contra Johann Herzog zu Sachsen.

(Am Rande von anderer Hand nebengeschriebener Titel.)
 

Vor juw irluchte hochgeborene forsten vnde Heren Heren MAGNUS vnde BALTAZAR hertogen to Meklenborch, forsten to Wenden, greuen to Swerin, der lande Rostock vnde Stargarde etc. heren, als dorch fruntlike handelunge de irrige sake twuschen deme hochgeborenen forsten vnde heren heren JOHANNE hertogen to Sassen. etc. vnde vas sweuende also fruntlike handelere (to) entrichtende vnde bytoleggende, bringe wy Johannes van godes gnaden Bisschopp to Raceborch dusse vnse rechtverdighe tosprake vnde klacht, so wy to gedochten forsten hebben, in dusser navolgende wyse mit vorhapen, se van juw alse rechtlike tosprake schole angenomen werden, vnde bidden darvp to erkennende vnde to vorsprekende allent dat billick vnde recht is.

Int erste is genante forste vnde hertoch Johann to Sassen vaken vnde vele gekamen widder syner vorolderen priuilegium vnde vriheyte, vnsen vorfaren, vns vnde vnsen nakamelingen gegeuen, also dar se syn vnde hebben gewesen mit vrihem willen van aller gerechticheit des landes BOYTIN, van allen densten, beschattinge.

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beden vnde forderen, ock van aller nutticheyt, so se dar welke in dem suluen lande to Boytin hebben gehatt edder in tokamenden tyden mochten noch krygen van rechte effte van der dath; vor welke wvkinge vnde afftredinge de erwerdighe in godt vader Vlricus Bisschopp to Raceborch vnse vorfare int erste den dorchluchten forsten vnde heren heren Johanni vnde Alberto to der tydt hertoghen to Sassen etc. hefft in getalden gelde gegeuen dusent vnde drehundert mrc. lubischer munthe, vnde do genomede forsten to merer vollenkamenheit eres olders ock to ryper synnicheit vnde rade quemen, wolden solk gedan werk breken vnde nicht holden, mit hulpereden, wes se hadden gedan, in eren jungen jaren vnde klenliken older were geschen, darumme se weren gemeynt, sodane geschichte weddertoropende vnde de rechticheit vnde nutticheit, so se dar welke in genanten Boytinschen lande van rechte effte van der dath hadden, widder to sick to nemende: sunderen de genante in godt vader Bisschopp Vlrich eren quaden willen vnde vornehmen is vorgekamen, vnde vp dat he van nigges vnde tom anderen male sulke ouinghe vnde belastinge mochte loskopen, gaff he noch de gedachten forsten to den dusent vnde drehundert mrc.  lub. noch dusent mrc. lubischer munthe, vor welke summe geldes de gesechten forsten hebben ouergheuen vor sick, ere eruen alle rechticheit vnde nutticheit, so se dar welke hebben gehath van rechte edder van der dath in velem gesechten lande.

Welkes alles de irluchte forste vnde Here Here Johann inu tor tydt hertoch to Sassen etc. weynich to synne nympt vnde nicht alleyne van vnsen vnde vnses werdighen Capittels vndersathen bynnen vnde buten deme lande to Boytin wonende, sunderen ock van vnser eygene personen vnde van den personen des genanten Capittels widder pawestlike, keyserlike, koniglike vnde syner vorolderen eygene vriheyte denste, beschattinghe vnde herberger, affleger vnde vele mer ander vnplicht to esschenen vnde de vthduengellke to nemen sick nicht entholdeth, in eynen groten schaden

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vnde ewich vorderff vnser kerken, in vorsmaginghe vnde vornichtinge vnser vryheyte, vns vnde vnser kerken dorch gedochte pawese, keyser, Romische koninghe vnde syne vorolderen gegheuen.

Item na gemeynen lénrechten eyn iderman, léngodere hbebende, plichtig is in eyner bestympten tydt syne lénware (to) entfangende vnde so danne genante hertoghe van vnser kerken etliken tegenden im lande DERTZINGE langhe hefft beseten ock den inbelöndighe to nemen verplichtet: dat ungeachtet solken tegeden van vnsen vorfaren vnde vns in lehn to enfangende sick widder streuet hefft vnde noch hütetodaghe weygert to donde, worumme solk tegede billiken na lude der lönrenthe an vnse kerken widder gefallen sy dor julv schole erkannt werden.

Item gedochte forste vns behindert dorch syne lanth vnse rechtewehr to brukende.

Item wyl ock nicht tolathen de prawest tor ELDENA scende (Sendegericht) to holdende in dem lande DERTZINGE vnder dem kaspel Stapel, daruth vnuthsprekelike sunde vnde schande syn vthekamen, wenthe de broder de suster, veddere, ome vnde de eyne frunt den anderen to echte nemen vnde darvth vele quades is wassende.

Item to dreyn malen hefft genante forste vnse buren to Patrouwe widder alle rechticheyt ere quick affgepandeth, in welke bure doch neyn rechticheit hefft.

Item vnsen krogere darsulvest Hinrik Greven widder alle billicheyt leyt fangen vnde ene beschattede in vertich mrc. lub. vnde eyne last haueren.

Item wy kofften etlick korne to Louenborch in der vorgangenen duren tydt, gedochte here leyt verbeyden vns sodane korne nicht mochte togefort werden, vns to eynen merkliken schaden wedder syner vorolderen vryheyte.

Item in des genanten forsten behegelicheit vnde willen, up dat wy vnde de vnsen vngeouet, vnbelastet vnde vnbeschattet

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bleuen, wy em hebben nagetogen vnde bauen twedusent Rinsche gulden vorterth.

Item her ANDREAS WAGENDRIUER, vnser kerten vicarius, makede na vthwysynge der rechte syn testament genochsam vnde woldogende; vele gedochte hertoch Johann dat nicht to Herten genomen, sunderen alle des genanten heren Andreas goder sick to egede, vndersloch, bekummerde vnde noch so enthelt, in varlicheit syner zalicheit vnde in eine grote verklendighe der geystliken vriheyte.

Item eyner her LUTKE VOLKERE, kerkhere to STARLYE, starff ane makent synes testamentes, welkere godere beschukinge vns vth rechte anquemen; de suluen ock sick to egede vnde ane gerechticheit vndersloch.

Item eyner BERNDT VAN PLESSZE vorredeliken dot sloch eynen prester to Raceborch, hefft echter de dochte forste mit weldiger hant ene in beschuttinge, also dat wy neyn sanckleger vnde geystlike banne widder ene bruken moghen, in grote vorkleninge vnser rechte walt in vorsmaginghe der slotele der billigen kercken.

Item des kerckheren maget to MARSCHACHTEN, do se na deme arsten to Louenborch reyth, den suluen kerckheren, de da hadde eynen knaken entwey ghebraken, to vorbyndende, leyth ouermals genante forste solk pert mit gheweldigher hanth nemen vnde noch also beholth.

Item heren JOHANN BRANT, vnser kercken olde prior, beschattede in hundert mrc.

Item heren JOHANN RYBEKEN, Domheren, leyt he nemen eyn pert vnde darto ene beschattede in negentigen mark lub.

Item heren OUWMAN beschattede in hundert Rinsche gulden.

Item heren TARNEUISSEN in twintich marcken ock beschattede.

Item vele gedochte hertoghe vnde syne sönes so sere vnse vndersathen to PATROW, PANTHEN, TOMHAGEN vnde WALUESFELDE vnde ock dorch dat lanth to Boytin beswaren,

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also dat se vns kume vermoghen de pacht to betalende, in welke he doch neyne gerechticheit hefft.

Item vns am latesten in den degedingen vnses Capittels vorsmadede, also dat wy nicht mosten wesen mit etliken der vnsen to vnser kercken besten, als wy syn vorplichtet, in des gedochten Capittels rade, daruth vns leyth wysen, gelik wy widder ere mishandlunge hedden gedan; welkes wy ock vns hertliken hebben to synne getogen vnde willen ed nicht hebben geleden vmme eyn merklikes; darvan wy de tuchnisse vor apenbaren schriueren vnde tugen deden.

Item wenner genanten heren geystliche lène fallen to presenterende by tyden, de nicht vorlènth, vnd also der geystlike lène gelt vndersleyth vnde nomeliken tor heren ANDREAS WAGENDRIUERS zeligen vicarie bynnen vnser kercken Raceborch noch nemant is presenteret, wo wol he lange doth gewest is; welke renthe he vthtogeuende plichtig is, doch vndersleth vnde gades denste vormynnereth.

Item velen presteren in vnsem stichte renthe to geuende schuldich is, velen nichtesnicht gyfft vnde to varlicheit syner salicheit vndersleyth, ock to groter vorkortinghe der geystliken goder.

Item eyner genant HERMAN PULS, vnse vndersathe, sick doth vel, vp dem yse vp dem Raceborger see, welker hadde etlick gelt by sick dar gekofft, leyth em dat de voget nemen vnde noch so synen eruen to widderen vorentholdeth; welk wy vaken hebben velem genomeden heren geclaget, mach ene doch neyn recht widderfaren.

Item wy hebben van deme allerhilligsten vader deme pawese eine vryheyt, dat eyn itzlick nigge belènde vns schal geuen de helffte der ersten fruchte, szo holdet genante her syne deners darto, dat se vns nicht en gheuen.

Item velen presteren, de de in godt vorstoruen syn, ere vordènde renthe vnde ere renthe der gnade vndersleyth vnde vorentholt.

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Item her PETER HOPPENER, vnses Capellans, tegetluden hefft vorbaden, eme nicht to gheuende.

Item vnse lude, de vns deffliken enteyn, to Raceborch geleydeth vnde vns ouer se neyn recht mach behulpen werden.

Item vp vnsen dorpperen, de vnse vorfaren vnsem Capittel to Raceborch hebben vorpandeth, AFFLEGER hefft vnde de also beswarth widder syne eygen vnde ander vns gegeuene vryheyte.

Item heren HERMAN BLUCHERE der (de) Raceborgere sere slogen vnde vorwunden vnde doch noch gade noch vns noch eme sodanes nach gebeter(t) werden.

Item her JOHANNEN BERNSTEIN de Raceborgere beswerden vnde mit eme vth deme eynen huse in dat ander schodüuel lepen, vnde noch gade noch vns noch eme gebetert mach werden.

Tospruck van wegen vnses Capittels.

Item vnsem Capittel entholdet velegenante forste vor den haluen tegeden to CRUMMESSE.

Item van deme haue CULPIN konen se nenen tegeden krigen, welken tegeden genanten Capittel to geuen vorbaden hefft.

Item van der DRUSENA SEE en plichtich is VIIII (Foto) mrk, gyfft ene nicht.

Item van KLINCKRADE is he ene schuldich IIII (Foto) mrk, gyfft ene nicht.

Item hefft ene genomen mit gewalt de molen by der bruggen, de he so noch besittet.

Item so na lude des Recesses in middelere tydt des bestandes in daghen alle dingk scholden in gude stan vnde eyn den anderen mit syne vndersathen by pyne im recesse bestymmet nicht scholde beschedighen: dat weynich dorch genanten hertogen Johannen vnde synen sönes betrachtet, in middeler tydt in vnsen goderen, also Patrouw, vnde dar eynen itzliken buren in eyner marck beschattede vnde vp vnde in vnses Capittels goderen van dorppe to dorppe is getaghen vnde ene sware affleger geholden, dar ock ge-

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jaget vnde, ock ere korne klegeliken darnedder geranth, ock syne gude mans vnde eddelinge den buren ere perde, darmede se braken scholden, nemen vnde de, wohen ed en lustede, reden, to eynen groten nadèl vnde schaden vnser vnde vnsers Capittels luden; worumme vorhapen, dat velegedochte forste in sulke pyne des Recesses sy gefallen dorch juw schole erkant werden vnde vthgespraken.

Ock in middelere tydt des bestandes vnse Capittel hefft gedwungen, dat se mosten mit eren eygenen luden to RIPTZE, RESTORPPE vnde SLABRUGGE eyn eyndracht der mast haluen maken, also dat de Riptzer jarliken, wen de mast werth, deme Capittel VI marck mastgelt gheuen scholen, de Restorpper III mrc vnde de Slabrugger ok III mrc (to) entrichten vorplicht scolen syn; welkes vns vnde nicht velem gesechten heren van rechte to donde tosteth, mit den vnde der geliken vornehmen sick in vnse rechte gewalt to drengen gemeynt is, vnde sodane solkes edder dergeliken he ane bewillinge, wethen vnde volbort eres ouersten vnde Bisschoppes widder der hilligen kercken vryheyt nicht don mach; worumme gedochten forsten darhen willen wysen, he solke eyndracht moghe widder affestellen, vns vnde vnse Capittel mit vnsen vnde eren vndersathen rouwesam vnde mit vreden lathe.

Worumme bydde wy mit sampt vnsen Capittel gar demodighen, gy willen vakengenomeden forsten samplikes sinen sones dorch juwe uthsproke edder sust in fruntlicheyt vnderwysen, he solke gewaltsame don vnde vornehmen, so suß langhe widder vnse personen, vnse vndersathen, widder vnses Capittels personen vnde vndersathen gebruketh, dorch got angeseen vnse grotmechtighe rechticheit wille affstellen, vnde datjenne he vns, vnsem Capittel vor deme almechtigen gade plichtig is widdertogeuende, widderstade, ock vnse personen, vnse vndersathen, vnses Capittels personen vnde vndersathen henforde mit beschattinge, afflegere vnde vele ander vnplich, angesön vnse gotlike vryheite, vnbeswarth vnde vngemoyet lathe, vnser kercken, vns vnde vnsem Capittel vor

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vorgeschreuene gewaltsame stucke vnde punckte lyck vnde wandel, so vele darvor egent, to donde dorch juwe vthsproke vnde erkenntnisse vakenbestympte forste plichtich sy gesproken schole werden, vnde ock in de pene, in den keyserliken vnde pawestliken vryheyten bestemmet, gefallen syn ordelen, vthspreken vnde erkennen. Vnde stellent aller tor kentnisse


(Hier bricht die Handschrift ab.)

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Vidimus auree bulle Karoli (dazu von anderer Hand:
huius litere originale ex sinistra )
 

Allen cristlouighen, dusse breue werden seende, wy Gotfridus, van Gades gnaden der hilligen kercken to Bremen Erzbisschopp, begeren to wesen witlick vns hebben geseen de breue des allerherligesten heren Karoli des werden Romisches Keysers, allertydt eyn merer vnde Koniges to Behemen, mit synem groten segel in sydene snoren anhangende, nicht vthgeschrapet, nicht uthgedelliget, nicht gescha(Foto)et noch in nenen synen delen gelastert vnde beschediget, sunder aller lasteringhe vnde vordachtnisse enberende, welke in vnses Erzbisschoppes sènede in der kercken to Hamborch vnses gestichtes hebben geholden im jar dusent drehundert vnde sostig des myddewekens na dem sondaghe, szo man singhet letare Jherusalem vor vnsen sammelden prelaten, domheren, presteren vnde cleriken hochliken vnde lude hebben lathen lesen vnde apenbaren, welker breue luth vnde inholth van worden to worden is wolkundich to wesen dusse:

Karolus de verde, van gotliker gunst vnde myldicheyt Romische Keyser, alle tydt eyn merer vnde Behemesche Konigk, to eyner ewigen dechtenis dusses dinges vnde isset dat van mildicheit der keyserliken woldedicheit etliker innighen lonige, welken dat hillige romische ryke mede andrepende is, van schult des amptes plichtig syn den nohigen vnde vnrechtwerdighe vnderdruckinghe to raden vnde mit

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beqwemeliken arste digge se vortoseende, to den doch vele mere wert vnses synnes begherte to gereyseth, welke wy vnschuldichliken bekemen to lyden, dorch welke underdruckinghe stadt der kerckliken vriheyt, welken stat wy alle tydt by vnsen tyden willen vormeren, nicht wenich wert vormynnert vnde vnschuldichliken beswarth. Darumme in der keyserliken maiestet horent van wegen der erhafftighen prelaten, domheren vnde cleriken der nyddersten Sassenlandes Magdeborchsche, Bremesche vnde vmmeliggende steden vnde landen mit klegeliker vorkundighe suchtende is vorgebrocht, wo etlike wertlike in herschoppen effte in groten ambachten vnde in apenbaren ampten wesende, alse nomeliken Hertoghen, Greuen, Bannerheren vnde ander wertlike heren ock radtlude der steder, vleken, dorpperen vnde pandersteden begerer der genanten Magdeborgerschen vnde Bremeschen landen, de de den namen gades hebben toruggegesettet, sunderghe sette vnde statute, quade ordeninghe vnde schickunghe van eygener bewechnisse vnde mit der dath widder geystlik person der kercken vnde anderer geystliken steden libertaten vnde vriheyte hebben gemaket vnde den suluen apenbaren vnde mit der dath sick hebben vormethen widdertostreuen widder rechtlike wertlike vnde geystlike hillinghe vnde sette, alse dat neyn wertlike godere in geystlike gewalt scholen werden gebrocht vnde gegeuen, ock dat neyn klerick wesende in den hilligen orden schole werden in wertliken saken vnde sunderliges in den milden saken to klagende vnde to tugende jenigerleye wys togelathen, dat ock vorbande vnde vorkundigede leygen in wertliken richten nicht schole werden vorworpen vnde affgedreuen, item den vorgedochten wertliken heren, radtlude vnde dorch wertlike walt regers der clerick dinger vnde godere vnderslan vnde behinderen, offeringhe der lonighen vormynneren vnde beüoüwen edder perstringeren vnde vnrechte schattinge vnde pillinghe der kercken godere vnde renthen essche vnde vthdwenghen, der suluen kercken besittinge vnde erer personen dorch brant vnde roff vorstoren, de gemakede contracte

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twuschen den clericken vnde leygen rechtliken in de boke der steder, dorpper vnde steden intoschriuen vnde to besegelen wegeren,. to der kercken entholdinghe vnde buwethe gyffte, testamente vnde gaue widder der clerick willen vnde anderer, de des to donde hebben, widder recht in bedrechnisse vnde hoth der clerick vormethen vndertoslan, vnde ock van den goderen vnde dinghen der clerick, de se nicht umme kopenschopp willen, sunderen to eren eygen nutte vnde fromen dorch ere lanth foren effte foren lathen, tollen daraff to esschen vnde to nemen sick nicht en schemen, vnde de de toflucht to den kercken vnde kerckhouen hebben, widder keyserlike billinghe vnde sette daraff to tènde vormethen, welke alle vnde de daraff kamen, wo wol dorch de hillige wertlike vnde geystlike gesette vnde hillinghe apenbare doch syn vornichtiget vnde reprobert, vnde to bedrechnisse der kercklike vryheyt van der dath syn vormethen; van vnser forsten, hertoghen, Greuen, Bannerheren vnde leuen getruwen rade vth warhafftiger wetenheit vnde van keyserlike macht wy se casseren, irriteren, annuleren, gecassert irritet (irritert) vnde se nicht to wesen seggen vnde apenbare vthspreken, bedende by toren der keyserlike vorunstinghe allen vnde itzliken der genanten Magdeborgeschen vnde Bremeschen landen vnde vmmeliggende steden wertliken heren, ratgeueren, gewalthebberen vnde in apenbaren ampten wesende, dat se, so drade dusse jegenwerdighe hebben geseen vnde vorstan, de genante ere sette vnde ordeninghe, alse in eynen vorfangk der kercklichen vryheyten synn gedichtet vnde gemaket, allerdinghe widderropen vnde van deme lichte de werlde nemen, vnde dat se na en nicht mere richten, ordeldichten noch spreken edder dersuluen in gerichten effte buten wodanewys dorch sick widder der kerckliken vryheyte bruken. Item wy vthspreken vnde van keyserlike macht klarliken vthseggen, dat welkere leyge, welkes states vnde wesendes syn werde van boser dristicheit vnde egener vormetener konheyt eynen prester edder wertliken clerick effte ock eynen anderen geystliken ensede, vorvestede,

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venghe, berouede, dodede, lemede effte in vengknisse beholde, edder de sodan quat began hedden, wytliken husede effte gunst en gheuen, bauen de pyne van hilligen keyserliken vnde bevestliken hillinghe edder settinghe en togedelet vnde angelecht, schalen se syn VAN DER DATH ERLOS VNDE ALLER ERE BEROUET *) noch to degedinghen effte rade der ordelen ienigerleyge wys scholen werden togelaten, willen ock warnen vnde esschen alle Bisschoppe vnde geystlike prelaten, dat se vnse ere vnde settinghe in eren seneden vnde kercken vorschaffen to apenbaren, vp dat de auertreders der vorgesechten dorch eyne nicht wetende vnwetenheit ere quatheit vnde schalkheit mogen enschuldigen. Derweghen jenigerleyghe wys neynen menschen theme dusser schrifft vnser cassatien, irritatien, annullatien, pronuntien vnde declaratien mit koner vormetenheit to brekende effte in wodanerwys widdertogande by pyne fefftich mrc.
reynes goldes, welke van deme, de dar widder dede, so vaken vnde dicke dar en jegen gedan hedde, willen vnuorlateliken esschen, vnde de helffte vnsem keyserlike schatte vnde dat ouerdel den, de sulken vnrecht hebben geleden, nutticheit schal gekort werden. Dat teken des dorchluchtigesten forsten vnde heren heren Karoli des verden, Romisches Keysers vnde aller herligesten Konigs to Behemen. Tuge dusses dinges sunt de werdighe Ernestus Ertze Bisschopp to (Raceborch - durchstrichen) Johannes Clumocene, Johannes luchamuslen, des keyserliken sales Cancelere, Theodoricus to Mynden, der kercken Bisschoppe; de irluchten Rodolphus to Sassen, Bowo to Epulien, Ptziuüslaus to Tyssyn, hertoghen, de achtbaren forsten Borchardus, Borchgreue to Magdeborch, vnse Hauemester, Hinricus de Manfort, eddelen Greuen Hinco de Hasenborch, Jesko de Wilharlytz, vnde vele andere vnse forsten,
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*) Daneben von späterer Hand: Nb. Reichsverbreker Volradt Greue van Mansfeldt. Diese Anmerkung ist also erst nach dem Jahr 1552, in welchem der genannte in das Stift einbrach, gemacht worden.


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eddelen vnde getruwen desse jegenwerdighen breue vnder vnses keyserliken meiestets segele tor tuchnisse. Gheuen to Praghe im jare des heren dusent drehundert negen vnde fefftich der Indiction XII de dridden Idus des Mondes Octobris unser konigkryke im XIV jare, des keyserdomes im sosten.

Dat anhengende teken dusser breue was runth, van gelen wasse, in welkem teken was gegrauen dat keyserlike bilde sittende vp eynen konigliken stole, hebbende in der hanth eyn koniglik sceptere vnde in der luchteren hant eynen runden appel; tor rechten syden was gegrauen eyn schilt inholdende eyn forme des arndes vnde tor luchter (durchstr.) syden eyn schilt inholdende eyn forme des louwen; in der vmmesegginge edder circumferentien des Segels was holdende: Karolus der verde van gotliker myldicheit Keyser der Romer, allewege eyn merer, vnde konigk to Behemen; van ruggelings des gedochten segels was eyn ingedruckt teken van roden wasse, hebbende de forme des arndes vlegende, vnde im vmmegange was geschreuen: O gi kinder der menschen, richtet rechte.

Worumme wy Gotfridus vorgenante ErtzeBisschopp vorgesproken breue dorch den vndergeschreuenen Notarien vnde apenbaren schriuer vnde dorch vns vlitichliken vorhort vnde auschultert vnde se laten vthbilden edder exempleren vnde se in ene apenbare forme to eyner cautelen gebaden to brenghen, vnde vp dat deme exempell effte vthbilde in tokamenden tyden moghe louen gegeuen werden, hebbe wy vnse macht, autoritet vnde decret mede ingesettet; de vorgeschreuenen in eyn apenbare tuchnisse is vnse lutke segel effte secretum dussen jegenwardigen breue angehengeth. Gegheuen vnde geschen to Hamborch im jar des heren dusent drehundert sostig in der vorgesechten myddeweken in jegenwerdicheit der erhafftigen mennere vnde heren Wernero, proueste, Johanne, deken, Hinrico, scholastiken, Ludolpho, cantoren, vnde vele ander

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prelaten vnde domheren ock ander clericke vnses stichtes, to den vorigen geschreuenen sunderigen geesschet vnde gebeden.

Vnde ick Johannes van Ockerborch, eyn Clerick Munsters gestichtes, van keyserlike macht apenbare schriuer, der genanten breue apenbaringe vnde allen anderen vnde itzliken vorgesechten mit sampt den vorgesproken tugen hebbe jegenwerdich mede gewest vnde de suluen dorch eynen anderen truwen, my vorhindert, hebbe schriuen lathen vnde in dusse apenbare forme brenghen vnde myt mynen namen vnde gewentliken teken bevestiget.

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